TIPP: Das soziale Netz

15.11.2010 - Stefanie Claudia Müller 

Der Erfolg von Portalen wie madridfuerdeutsche.com und barcelonafuerdeutsche.com ist klein gegenüber der Macht von sozialen Netzwerken wie Facebook. Aber auch kleine lokale oder europäische Netzwerke haben einen großen gesellschaftlichen Einfluss. Madridfuerdeutsche.com und Barcelonafuerdeutsche.com sind inzwischen Marken geworden, sie dienen den Deutschsprachigen in Madrid und Katalonien zum Austausch, für manche lebenswichtig.

Damit haben wir im Kleinen erreicht, was Facebook auf der ganzen Welt geschafft hat: eine Plattform, die unabdinglich geworden ist für Menschen, die sich suchen, die reisen, die neugierig sind und ständig neuen Bekanntschaften machen wollen. Facebook hat unsere Gesellschaft verändert.

Der vor wenigen Wochen in Spanien angelaufene Film “Das soziale Netz” zeigt auf beeindruckende Weise, was hinter dem Erfolg von Facebook steht, genauer gesagt wer. Wobei am Ende des Filmes nicht klar ist, wer von wem Ideen geklaut hat und ob die Entschädigung überzogen oder ausreichend waren. Klar wird jedoch durch die sehr gut erzählte unternehmerische Erfolgsgeschichte, dass das Internet von uns so schnelle Reaktionen und Anpassungen fordert, die wir bisher nicht kannten in der realen Industrie- und Dienstleistungswelt, viele sind überfordert. Der Protagonist und das Hirn von Facebook nicht.

Mark Zuckerberg liebt seinen Computer, er ist sein bester Freund. "Das soziale Netz", und damit ist das gesamte Internet gemeint, zeigt, wie sehr die digitale Welt unser Leben bestimmt und das wir erst am Anfang der Revolution stehen. Unsere mobilen Telefone werden bald alle mit dem weltweiten Netz verbunden sein und wer als Person oder Institution nicht bei Facebook auftaucht, wird ein Imageverlust hinnehmen müssen. Die Macht dieser Plattformen auf die Wirtschaft und Gesellschaft ist damit enorm.

Der nächste Film, den wir schon bald in den Kinos erwarten können, ist die Geschichte zur Entstehung der größten Suchmaschine der Welt, die heute schon viel mehr ist als ein soziales Netz: Google. Die Applikation drängt wie Facebook in unser Leben und scheint uns das wegzunehmen, was wir so schätzen: unsere Intimität. Klagen über Klagen erreichen die Gründer, die Zahl der Gegner wird wie bei Facebook mit zunehmender Macht immer größer.

"Das soziale Netz" macht klar, dass die Justiz bei diesen Entwicklungen gar nicht mehr mitkommt. In den kommenden Jahren werden wir eine enorme Flut an Klagen bezüglich Urheberrecht und Daten- und Personenschutz erwarten können. Die großen Gewinner dieser Entwicklung werden eindeutig die Rechtsanwälte sein. Das zeigt auch dieser Film von David Fincher, wo zwei Harvard-Studenten, die an einem Projekt mit Zuckerberg arbeiteten, das ähnliche Züge hatte, eine Entschädigung von 65 Millionen Euro von ihm kassieren, obwohl Facebook keine Programmierungen übernommen und auch die Ideen nicht wirklich kopiert hat.

Finchers Film zeigt aber auch, wie wichtig emotionale Intelligenz in jedem Business sind, und klare Verträge. Zuckerberg integriert Freunde in sein Projekt, denkt nicht über juristische Folgen nach und lebt konzeptlos in den Tag. Als wirklich klar ist, was Facebook wert ist, wollen alle ihre Stück vom Kuchen haben. Zuckerberg will sich damit nicht auseinander setzen, weigert sich, Anzüge oder normale Schuhe anzuziehen. Er schlappt mit Addiletten durch die Gegend und versinkt in seiner eigenen Welt von Codes und Bildschirmen, wünscht sich aber nichts sehnlicher als ein normaler Junge zu sein, der mit Mädchen ausgeht, tanzt und Musik hört.

Zuckerberg will dazu gehören, cool sein. Das ist seine Motivation, Facebook zu gründen. Aber sein Plan geht nicht auf. Er bleibt ein eher unsympathischer Freak, der immer seinen Laptop unterm Arm trägt wie ein Schutzschild. Im Gesprächmit anderen, driftet sein Hirn immer wieder ab in neue Denkprozesse, die ihn immer wieder wegführen von einem “normalen” Leben. “Das soziale Netz” führt damit die Begrenzung des Internets vor Augen: Das wirkliche Leben ist viel komplizierter und das soziale Netz im Internet kann nicht wirkliche Freunde ersetzen.

Das Ende des Films ist ernüchternd: Zuckerberg (siehe Foto), ein unauffälliger rothaariger Junge, ist zwar der jüngste Millionär aller Zeit, aber komplett alleine.


In Barcelona kann man den Film zum Beispiel hier sehen.

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