SERIE: Spanien unter den Katholischen Königen

03.08.2010 - Sabrina Bohl 

Das spanische Königreich gliederte sich nach der Rückeroberung zunächst in vier unabhängige, christliche Gebiete – Navarra, Granada, Kastilien und Aragón. Die Eigenständigkeit dieser Reiche sowie die bis heute bestehenden Autonomien, die aus diesen hervorgingen, veranlassen Historiker teilweise inzwischen schon von „las Españas“ zu sprechen. Nichtsdestotrotz fand eine Vereinigung der Krone Kastiliens (das bedeutendste Reich, das zwei Drittel des spanischen Gesamtterritoriums einnahm) mit der Krone Aragoniens in einer Doppelmonarchie 1469 durch die Heirat Isabellas mit Ferdinand statt.

Ihrer Bezeichnung der "Katholischen Könige" machten sie alle Ehre angesichts der Tatsache, dass der unter dem Islamischen Reich praktizierte Religionsfrieden ein abruptes Ende fand. Andere Konfessionen wurden nicht mehr zugelassen. 1478 wurde die spanische Inquisition eingerichtet, um nur äußerlich konvertierte „Ungläubige“, die insgeheim ihren früheren Glauben praktizierten, aufzuspüren und zu bestrafen. Moslems und Juden wurden genötigt, sich taufen zu lassen.

Neben der religiösen Gleichschaltung nahm unter dem „Katholischen Königspaar“ auch die Dominanz der kastilischen Sprache zu: Mit dem Erscheinen einer kastilischen Grammatik 1492, und somit der ersten Grammatik einer romanischen Sprache überhaupt, formulierte sich die Notwendigkeit einer einheitlichen Sprache, welche die Verdrängung oder Beeinflussung des Galicischen, Asturischen und Baskischen nach sich zog. Die zwei offiziellen Verwaltungssprachen waren demnach schon bald nur noch Katalanisch und Kastilisch.

Überhaupt sollte das Jahr 1492 ausschlaggebend für viele Entwicklungen sein: Granada wurde als letzte Station der Reconquista erobert, die Vertreibung der Juden erfolgte und die Entdeckung Amerikas stand bevor.

Die Eckpfeiler der Herrschaft Isabellas und Ferdinands waren demnach nach der Reconquista vor allem die Conquista und der religionspolitische Kampf an mehreren Fronten. Im eigenen Land mittels der Inquisition, in Amerika durch koloniale Missionierung, im Osten im Kampf gegen die Türken und im Norden in Auseinandersetzung gegen protestantische Kräfte. Ihre Zentralisierungsbemühungen zeigten demnach vor allem auf religiösem Gebiet ihren Erfolg, auch die Grundlagen für eine absolute Monarchie wurden in dieser Epoche gelegt.

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