SERIE: Spanien heute

24.08.2009 - Barcelona für Deutsche 

Im Zusammenhang mit den vielen seit Beginn der 90er Jahre erfolgten architektonischen und kulturellen Initiativen wird immer wieder auf den Nachholbedarf hingewiesen, der in Spanien aufgrund der Vernachlässigung unter dem Franco-Regime bestand. Hier ist gleich in den ersten Jahrzehnten der Demokratie viel geschehen. Vielleicht auch aus dieser Motivation heraus ist Kultur in Spanien ein immens politisches Thema.

Nach den ersten demokratischen Wahlen und der Verfassung von
1978 wurde der Kulturauftrag an die Autonomen Regionen und Gemeinden gegeben. Die Stärkung der regionalen Kultur und Sprache, wo es sie gab, wurde gefördert, ebenso der Erhalt des kulturellen und historischen Erbes, dies ganz besonders auf lokaler Ebene. Die kulturellen Aktionen bleiben damit aber immer auch abhängig vom jeweiligen Bürgermeister oder Kulturbeauftragten, der oftmals nach den Wahlen – seien es Kommunal-, Regional- oder gesamtspanische Wahlen – wechselt.

Das gilt auch für die Verantwortlichen für Infrastruktur und Finanzen seitens der Zentralregierung. Während der Partido Popular mit José María Aznar dessen Heimat Valladolid kräftig förderte und die konservative Regionalregierung auch heute die Achse Burgos–Valladolid finanziell begünstigt, führen manche die Blüte Leóns mit den hohen Investitionen in der Infrastruktur darauf zurück, dass der sozialistische Regierungschef Rodríguez Zapatero aus León stammt.

Die finanzielle Abhängigkeit der Kunstzentren vom Haushalt der Gemeinden oder Regionen wird von manchen Kritikern zum Anlass genommen, die Unabhängigkeit der Programmgestaltung anzuzweifeln. Der Umstand, dass die Vergabe von Geldern vom Besucherstrom abhängig gemacht wird, erlaubt wenig Experimente. So muss das Programm den Geschmack bedienen und kann höchstens vorsichtig beginnen, Gewohnheiten zu verändern. Wenn man sich die Programme der Zentren ansieht, findet sich allerdings eine erstaunliche Bandbreite und Fächerung des Angebots.

Ein großer Nachteil der Politisierung liegt darin, dass die Posten im Kulturbereich nicht von unabhängigen Fachleuten besetzt, sondern je nach politischer Couleur der neu gewählten Regierung vergeben werden.

Lesen Sie weiter in:
Walther L. Bernecker (Hg.)
Spanien heute, Vervuert Verlag Ffm. 2008
ISBN 978-3-86527-418-2

Erhältlich bei www.ibero-americana.net

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