NUTZWERT: Spanier sind führend bei Transplantationen

03.04.2011 - Stefanie Claudia Müller 

Francisco Fernández-Avilés liebt seine Arbeit. Der hochgewachsene Spanier ist Kardiologe, einer der angesehensten in Europa. Fernández-Avilés arbeitet nicht in einer der vielen spanischen Privatkliniken, sondern in dem gemäß der Anzahl der Betten größten Krankenhaus Europas, dem Gregorio Marañon in Madrid. Fernández-Avilés verpflanzt dort seit vielen Jahren erfolgreich menschliche Herzen: “Spanien ist bereits weltweit eine Referenz, aber trotz der Spendebereitschaft der Spanier sind die Wartelisten lang.”

Denn die Zahl der tödlichen Unfallopfer ist in Spanien in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. “Die Spender werden damit immer älter, immer weniger Herzen von Hirntoten können wir wirklich nutzen”, sagt Fernández-Avilés.

Sein ganzer Stolz ist deswegen SABIO (Scafolds And BIoartificial Organs for Transplantation), ein Projekt, das das Krankenhaus und die spanische Gesellschaft für Transplantationen (ONT) gerade zusammen mit der Universität von Minnesota gestartet hat: ein Labor, das über körpereigene menschliche erwachsene Stammzellen Organe à la carte für die noch vielen wartenden Patienten züchtet, vor allem für die Herzkranken. Es werden Spenderorgane bis auf die Hülle geleert und dann mit gesunden Stammzellen des potentiellen Empfängers "aufgefüllt".

"Durch die Züchtung von Organen würden wir gerade die bei Herzverpflanzungen häufig auftretende körperlich Abwehr gegenüber einem Fremdorgan vermeiden", so Avilés. Bis das erste "gezüchtete" Herz jedoch verpflanzt werden kann, wird es noch fünf bis zehn Jahre dauern.

SABIO wurde nicht zufällig in Spanien angesiedelt. Das Land hat zwar derzeit die höchste Arbeitslosigkeit in Europa, das Bildungssystem rangiert im europäischen Vergleich auf den hintersten Plätzen. Aber in der Medizin haben die Spanier dennoch Hochleistungsniveau erreicht - vor allem im Bereich der Transplantationen. Bei der Spendebereitschaft, Chirugie und Überlebensdauer liegen die Spanier weltweit vorne.

Der große Erfolg liegt überraschenderweise nicht an der freizügigen spanischen Gesetzgebung, sondern an einer sehr detaillierten Organisation, an den vielen funktionierenden Netzwerken, die miteinander arbeiten und vor allem an den Koordinationszentren der Intensivstation der an das Netz angeschlossenen großen Krankenhäusern.

Nach Angaben des British Medicine Journal kommt Spanien inzwischen auf rund 35 Organspender auf eine Millionen Einwohner, das ist doppelt soviel wie Großbritannien oder auch Deutschland aufbringen können. Und das obwohl die Länder die gleiche freizügige Gesetzgebung haben: Wer nicht ausdrücklich nein zur Organspende sagt, der sagt ja.

In Spanien wird alles zentral von der ONT aus gesteuert, die eine Liste mit den dringendsten Fällen von Patienten führt, die ein Organ benötigen und auch die Logistik organisiert. Die Krankenhäuser, die über Spender verfügen, melden diese sofort dort an. Alles ist eine Frage der Zeit, in wenigen Stunden müssen Spende und Empfänger zusammengebracht werden. Dann geht ein Chirugieteam des Krankenhauses, wo der Patient, der das Organ bekommen soll, dorthin, wo Leber, Herz oder Niere gespendet und aus dem toten Körper genommen werden müssen.

Mehr Info:
ont.es

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