IMMO-SERIE: Tanger wird für Käufer attraktiv

04.10.2008 - Oliver Kirner/ Barcelona für Deutsche 

Den größten infrastrukturellen Wandel vollziehen derzeit Tanger und die zum Rif gehörende Rhomara-Küste bis zur algerischen Grenze. Hassan II. strafte die ganze Region wegen Aufmüpfigkeit jahrzehntelang ab, aus dem blühenden Nordzipfel Afrikas wurde ein verwahrloster Umschlagplatz für Illegales aller Art. Tanger = Danger lautet ein marokkanisches Sprichwort. Hier hat Hassans Nachfolger Mohammed so viel zu tun, dass die infrastrukturellen Maßnahmen erst allmählich sichtbar werden.

Die spektakulärste entsteht auf 500 Quadratkilometern, 30 Kilometer östlich von Tanger: die Tanger Med-Freihandelszone. Zum Komplex gehören der größte Containerhafen Afrikas und ein neues Renault-Logan-Werk mit 20 000 Mitarbeitern. Tanger Med übernimmt auch Tangers Fährbetrieb mit knapp einer Million Fahrzeugen und 500 000 Lastwagen jährlich. Urbanisten bauen den am Fuße der Altstadt liegenden alten Fährhafen zur Marina um; auch sehr große Yachten und Kreuzfahrtschiffe werden ab Ende 2009 hier andocken können.

Parallel verläuft die Sanierung des nach ungeklärtem Abwasser stinkenden Hafenviertels, wovon die darüber liegende Medina natürlich enorm profitiert. Objekte hier in den Altstadtvierteln Dar Baroud, Sidi Hosni und Kasbah werden mittelfristig zu den gefragtesten Lagen am Mittelmeer gehören, mit Sicht auf den Yachthafen und die Meerenge von Gibraltar, inmitten einer lebendigen und historisch bedeutenden Stadt, mit rund fünfmal niedrigeren Lebenshaltungskosten als in Europa. Günstige Flug- und Fährverbindungen haben hier den Ferienimmobilienmarkt angeheizt.

Natürlich stammen die meisten Privatinvestoren Tangers aus dem 17 Kilometer entfernten Spanien. Sie kaufen Dars, kleine Stadthäuser auf 50 Quadratmetern Grundfläche, die sie auf drei Ebenen sowie auf der Terrasse ausbauen. Die Preise liegen zwischen 100 000 und 150 000 Euro, in der darüberliegenden Kasbah stehen größere Riads mit Innenhöfen ab 250 000 Euro zum Verkauf. Apartments in den Hochhäusern der Bucht von Tanger kosten 1 500 Euro pro Quadratmeter und bis zu 4 000 Euro pro Quadratmeter im letzten Stock.

Die spanischen Interessenten orientieren sich allerdings auch nach Süden, wo sie in den flughafennahen atlantischen Küstenstädtchen Larache und Asilah auf eine hispanophone Bevölkerung treffen. Der Druck auf das Angebot in Asilah ist inzwischen so groß, dass resignierte Anwohner Schilder an ihren Riad hängen auf denen "¡no se vende!“ steht. Zwischen Tanger und Asilah entstehen auch eine Reihe von Küstenbebauungen unterschiedlicher Ästhetik und Qualität. Die Wohnungspreise betragen ab 1400 Euro pro Quadratmeter. Der belgische Bauträger Thomas et Piron baut bei Larache auf 462 Hektar Port Lixus für 12 000 Residenten.

Vergleichbare Preise herrschen östlich von Tanger, an der Mittelmeerküste, wo bis Tetouan relativ behutsam urbanisiert wird. In Saïdia, an der algerischen Grenze, hat der derzeit strauchelnde spanische Bauträger Fadesa ein ökologisch umstrittenes Programm aufgelegt, mit Preisen ab 80 000 Euro für eine Zweizimmerwohnung. Trotz der Krise am spanischen Markt läuft der Abverkauf all dieser Objekte reibungslos, allerdings nur deshalb, weil sie sich in unmittelbarer Meernähe befinden und hier die Marktaussichten noch gut sind.

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