Im deutschen Exil – ganz scharf

08.08.2018 - Andreas Clevert 

Manchmal lebt unsere Familie ja das deutsch-spanische Kauderwelsch. In sämtlichen Belangen.

 

Sei es, dass der Nachwuchs sprachlich spanische Dörfer für mich auffährt: Papa, kannst Du mir endlich die Kuchenfarben bringen?? Was, wie?! [Papa sucht verzweifelt Lebensmittelfarben] Nein, nicht die! Kuchenfarben!! Des Rätsels Lösung war, dass er „Pastelfarben“ wollte (Pastel = span. Kuchen….).

 

Sei es aber auch, dass wir lebensmittelmäßig durcheinander kommen. Also, wenn der Nachwuchs beispielsweise lauthals im Kindergarten nach Gazpacho verlangt, so ca. im November (ausführlich: hier).

 

Bleiben wir gleich beim Gazpacho, der in diesem Frühjahr mit seinen vielen warmen Tagen in Deutschland dann doch eher seinen erfrischenden, gesunden und nahrhaften Zweck erfüllen kann. Unser Problem im hiesigen Exil.

 

Wenn es schnell gehen soll, gibt es in Spanien ca. gefühlt 300 verschiedene abgepackte Tetrabrik-Sorten, um Gazpacho (andaluz, suave, so oder so…) einzukaufen. Geschüttelt, rein in den Suppenteller. Fertig. Das mag jetzt Puristen erschrecken. Familienväter unter den geneigten Lesern werden mir zustimmen. Geht manchmal nicht anders.

 

Wie erfreut waren wir doch heute, eine solche Tetrabrik-Packung auch in einem deutschen Supermarkt vorzufinden. Preislich natürlich eher in der Spezialitätenabteilung angesiedelt. Aber Zeit ist ja Geld. Gekauft, probiert. Lecker, meinten die Kinder, für meinen Teil dann doch etwas knoblauchlastig. Ist beim Bloggen aber olfaktorisch ja kein Hindernis für die Leserschaft.

 

Schmunzeln musste ich aber doch, als ich die Übersetzung der Zutatenliste sah. Ein sicherlich verzeihlicher Fehler. Aber man sollte pimientos (= span. Paprika) nicht doch so leger mit „Peperoni“ übersetzen. Mit geschätztem zwanzigprozentigem Peperonianteil wäre der erfrischende Charakter des Gazpacho dann doch nicht so deutlich auf der bereits brennenden Zunge zu spüren gewesen.

 

¡Buen provecho!

 

PS: Sollte jemand zufällig so wie wir große Fans von Monika Häuschen sein, darf gerne an die wunderbare Szene erinnert sein, wo der gelehrte Graugänserich Günter in seine Gefräßigkeit an die Halme mit Senfkörnern gerät, und seine Aussage von „Mhm, würzig … sehr würzig, tja, scharf, schaaarrrfffff, Feuer“ wandelt. So stelle ich mir das mit Gazpacho à la Peperoni vor.

 

Andreas Clevert lebt mit seiner spanischen Frau und drei Jungs (7, 5 und 2,5 Jahre) in Bonn und Madrid. Er ist gefühlter Elterngeldveteran mit 36 Monaten Väterzeit und schreibt auch unter www.vaterdasein.wordpress.com

 

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