Spanische Schule erreicht Spitzenwerte in den PISA-Studien – Wie lautet ihr Erfolgsrezept?

26.06.2017 - Ana Caballero 

In Valladolid, der Hauptstadt der spanischen Region Castilla y León, liegt ein Gymnasium (instituto), das in den PISA-Studien der OECD regelmäßig bessere Werte als der weltweite Spitzenreiter Singapur erreicht. Das Erfolgsrezept des Instituto Núñez de Arce liegt dabei nicht etwa in einem vermeintlich innovativen Schulmodell, etwa  mit bilingualer Ausrichtung, oder in der Anwendung neuester pädagogischer Konzepte. Stattdessen beschränken sich die Lehrerinnen und Lehrer darauf, das zu tun, was sie schon immer getan haben.


Gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer

Das Instituto Núñez de Arce verfügt über besonders gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, 98 an der Zahl, für 1.238 Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus legt es auf Stabilität im Kollegium Wert. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten in den verschiedenen Fachbereichen schon seit Jahren zusammen und haben genau eingegrenzt, was die Schülerinnen und Schüler in den unterschiedlichen Klassenstufen wissen müssen. Dabei legen sie den Schwerpunkt auf die Vermittlung konkreter und solider Inhalte, die sich auf das konzentrieren, was in dem jeweiligen Fach vermittelt werden muss. Zur Veranschaulichung des Stoffes verwenden sie häufig Beispiele aus dem wirklichen Leben. In den ersten beiden Jahrgangsstufen dieses spanischen Instituto, die der 7.  und 8.  Klasse in Deutschland entsprechen, stehen 20  Minuten tägliche Lektüre in der Klasse auf dem Plan.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den Fachgebieten Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften, das Angebot an Wahlfächern ist begrenzt.


Wenige Modernitäten

Statt sich mit der modernsten Technik auszustatten, schwört das Gymnasium auf die gute alte Kreidetafel. Es habe viele pädagogische Vorteile, wenn die Schülerinnen und Schüler dem Rhythmus der Handschrift folgten und selbst ebenfalls per Hand schrieben. Beamer sind in den Klassenräumen zwar vorhanden, Hauptmedium für den Unterricht stellt jedoch das Textbuch dar. Von der Bilderflut der neuen Medien würden die Schülerinnen und Schüler oft nur ermattet und würden unaufmerksam.
Auch den neuen Ansätzen, die die Sinnhaftigkeit von Leistungsüberprüfungen hinterfragen, folgt die Schule nicht. Ihre Lehrerinnen und Lehrer betonen hingegen den Nutzen von Benotungen, um die Schülerinnen und Schüler zum Lernen zu motivieren. Hinter Lernerfolgen stecke nun einmal Arbeit und Anstrengung. Aus diesem Grund folgen sie auch nicht dem Trend, immer bessere Noten zu vergeben, was insbesondere im Rahmen der Interaktion mit den Eltern durchaus bequemer sein kann. Die Schule könne es sich jedoch nicht leisten, einen Abitur-Titel auf die Gefahr hin zu verschenken, dass die Schülerin oder der Schüler das Studium anschließend nach wenigen Monaten abbreche. Der Klage, dass es an dieser Schule schwieriger sei, gute Noten beispielsweise für die Aufnahme eines Medizinstudiums zu bekommen, setzt die Schulleitung entgegen, dass ihre Abiturientinnen und Abiturienten dafür besser darauf vorbereitet würden.


Involvierte Eltern

Ein weiterer wichtiger Faktor, der dem Instituto Núñez de Arce zum überdurchschnittlich guten Abschneiden in den PISA-Studien verhilft, ist die Mitwirkung der Eltern. Viele der Eltern besitzen einen akademischen Abschluss und legen großen Wert auf die Bildung ihrer Kinder. Ihre Erziehung gemeinsam mit dem selbstbewussten Auftreten der Lehrerinnen und Lehrer verdeutlichen den Schülerinnen und Schülern von ihrem ersten Tag an diesem Gymnasium an, dass sie gut daran tun, dem Unterricht aufmerksam zu folgen, um den größten Nutzen aus ihm zu ziehen.

Vor dem Hintergrund der stetigen Debatten und Durchführungen von Schulreformen sowohl in Spanien als auch in Deutschland zeigt dieses Gymnasium in Valladolid also, wie Schülerinnen und Schüler unter der Anwendung „altmodischer” Methoden von gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern zu guten Leistungen gebracht werden können. Ihnen zufolge kann guter Unterricht eben auch nur mit Kreide und Textbuch erfolgen, so wie eh und je.


Die PISA-Studien

Die PISA-Studien werden seit 2000 alle drei Jahre von der OECD erhoben. Darin beantworten ausgewählte Schülerinnen und Schüler aus über 70 Ländern Fragen vor allem aus den Bereichen Naturwissenschaften, Lesekompetenz und Mathematik. Trotz bestehender Kritik an der Art dieses Schülervergleichs ermöglicht es einen internationalen Vergleich der Schulleistungen und dient als Mittel, um Schwachstellen in den Bildungssystemen aufzuzeigen. In der aktuellen Studie von 2015 belegte Singapur in allen drei Kategorien den ersten Platz, gefolgt von Japan, Kanada und Hong Kong. Deutschland lag mit den Plätzen 11 und 16 weit über dem OECD-Durchschnitt, während Spanien in den Kategorien Naturwissenschaften und Mathematik knapp darunter landete. Es sind jedoch deutliche Unterschiede innerhalb seiner Comunidades Autónomas erkennbar: Die Ergebnisse der autonomen Regionen die am besten abschnitten – Kastilien und León, Madrid und Navarra –  lagen sogar über dem deutschen Durchschnitt. Das Schlusslicht der spanischen Liste bildeten Andalusien, Extremadura und die Kanaren.

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