Schwindelerregend schön: Der Caminito del Rey

14.06.2019 - Laura Nadolski 

“El Caminito del Rey”, der “Kleine Königsweg” ist jedem erfahrenen Bergwanderer ein Begriff. Er steht für den Klettersteig Spaniens schlechthin und galt auch weltweit als einer der gefährlichsten Wanderpfade überhaupt. Knapp drei Kilometer führt er in 100 Meter Höhe durch die Schluchten des Flusses Guadalhorce in der Provinz Málaga und war bekannt für seine schwindelerregenden Blicke in die Tiefe sowie grenzenlosen Nervenkitzel.

 

Doch dieser Nervenkitzel hatte seinen Preis: Der Weg, der ursprünglich gebaut worden war, um die Wasserkraftwerke am “Desfiladero de los Gaitanes” der “Sociedad Hidroeléctrica del Chorro" mit Material versorgen zu können, war im Laufe der Jahre stark verfallen. An manchen Stellen waren die Betonplatten herausgeschlagen und nur ein paar rostige Stahlträger blieben stehen. So starben 1999 und 2000 insgesamt vier Menschen, sodass die Lokalregierung Anfang und Ende des “Caminito” 2001 einfach abbaute. Die Begehung wurde unter Strafe gestellt. Trotzdem war das Betreten weiterhin über einen noch älteren Steig möglich, was für besondere Gefahrensucher noch einen extra Kick bedeutete.

 

Bereits im Jahr 2006 war beschlossen worden, die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um weitere Todesfälle zu vermeiden. Doch die Wirtschaftskrise kam dazwischen – das für den “Caminito” eingeplante Geld wurde an anderen Stellen dringender benötigt. Im Frühjahr 2014 endlich konnten dann doch die Restaurierungsarbeiten beginnen. Ein aufwendiges Unterfangen, bei dem spezialisierte Arbeiter und Helikopter für den Transport des Materials eingesetzt wurden. Nun sorgen neue Holzplanken, Sicherheitsleinen und Absicherungen gegen Steinschlag für die Sicherheit der Kletterer.

 

Im März 2015 wurde der “neue Caminito” wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Der Besuch des frisch restaurierten Pfades wird seitdem reglementiert und ist kostenpflichtig: zehn Euro pro Person werden verlangt. Eine rechtzeitige Reservierung empfiehlt sich, denn täglich dürfen nicht mehr als 400 bis 600 Wanderer auf den Steig. Die nächsten freien Termine gibt es erst wieder im Mai (Stand März 2019).

 

Im Januar dieses Jahres kündigte die Diputación de Málaga außerdem ein ehrgeiziges Projekt an, bei dem insgesamt sieben Kilometer an das bisher begehbare Wegenetz angeschlossen werden sollen. Mit den drei neuen Wanderwegen und rund 350 Meter Klettersteg wird die bisherige Strecke verdoppelt. Zwei der Abschnitte existieren bereits, sollen aber ausgebessert und die Beschilderung an die des bestehenden Wegenetzes angepasst werden. Ziel des Ausbaus ist es, einer größeren Zahl an Besuchern jeden Tag den Zugang zum Caminito del Rey zu ermöglichen. Die Pläne liegen im Moment noch der Junta de Andalucía zur Bestätigung vor. Wenn diese erst einmal da ist, wird es nicht mehr als ein Jahr dauern, das Projekt fertigzustellen, versichert der Präsident der Provinzverwaltung.

 

Auch wenn der Steg seinen früheren Schrecken vielleicht verloren hat, ist eines in jedem Fall sicher: Die Kletterer können sich nach wie vor auf spektakuläre Aussichten freuen! Die Landschaft mit ihren steil abfallenden Sandsteinfelsen, dem in der Tiefe glitzernden Wasser und den rauen Felsen ist auch ohne zusätzlichen Nervenkitzel atemberaubend.

 

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